Digitalisierung, KI und Robotics in der Pflege

Die Integration von Robotik in die Pflege verspricht, einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Pflegebedürftigen und der Arbeitsbedingungen im Pflegebereich zu leisten, sofern sie mit Bedacht eingesetzt wird. Das „Institut für Pflege und Alter“ (IPA) der Ev. Heimstiftung erprobt diesen Einsatz zur Zeit. Im nachfolgenden Interview gibt Frau Dr. Schoch, Leiterin des Instituts, Einblicke in die Arbeit und insbesondere in das Projekt Navel - dem Einsatz eines sozialen Roboters.

Digitalisierung, KI und Robotics in der Pflege

Frau Dr. Schoch, Referatsleiterin des Instituts für Pflege und Alter, © Sascha Mannel - Visualbrander.com

Liebe Frau Dr. Schoch, Sie sind Referatsleiterin des Instituts für Pflege und Alter. Können Sie uns etwas zu den Aufgaben und Zielen des Instituts sagen? 

Frau Dr. Schoch: "Ich leite das Institut für Pflege und Alter jetzt seit ungefähr anderthalb Jahren.

Unser Institut ist Teil der Innovationsstrategie der Heimstiftung und ist als Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung zu verstehen. Wir forschen zu sehr unterschiedlichen Themen und Aufgabenfeldern im Bereich Pflege und Altern sowie zu neuen Technologien. 

Ein Teil unserer Arbeit ist die Beteiligung an Drittmittelprojekten. Ein anderer Teil unserer Arbeit sind interne Studien und Projekte."

EinBlick: Die Evangelische Heimstiftung arbeitet auch bei DUCAH mit, einem Netzwerk zu den Themen Digitalisierung, Urbanisierung und Gesundheit im Alter. Können Sie uns über das Engagement der Heimstiftung in diesem Netzwerk mehr erzählen?

Frau Dr. Schoch: "Wir waren von Anfang an bei DUCAH dabei und sind Gründungsmitglied der Genossenschaft. DUCAH ist ein Netzwerk mit verschiedenen Akteuren aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, der Forschung aber auch aus Startups.

„Und Ziel ist es, gemeinsam mit den unterschiedlichen Kompetenzen ein Netzwerk aufzubauen und für ältere Menschen ein besseres Leben im Alter zu ermöglichen.“

Wir bündeln alle unsere Kompetenzen, um gemeinsam sogenannte „wicked problems“, wie den demografischen Wandel oder den Fachkräftemangel anzugehen. Wir wollen Lösungen für  Herausforderungen finden, mit denen wir alle konfrontiert sind. 

Auch beim Projekt Navel/Emma sind wir mit DUCAH im engen Kontakt und Austausch. Wir berichten regelmäßig von unseren Projekterfahrungen. Schließlich haben wir einen begleitenden Projektbeirat initiiert, bei dem wir uns regelmäßig über die Projektergebnisse austauschen. Hier ist Professor Schildhauer, der wissenschaftliche Direktor von DUCAH, beteiligt und diskutiert mit uns unsere Projektergebnisse."

Einblick: Wie gestaltet sich der praktische Einsatz von Emma in Ihrer Einrichtung?

Frau Dr. Schoch: "Wir setzen den sozialen Roboter Emma aus dem Hause Navel Robotics in zwei Einrichtungen ein, vor allem in der sozialen Betreuung, die neben der Pflege stattfindet. 

Dort kann er die Bewohner:innen mit Namen ansprechen und lernt sie kennen. Wir erleben, dass das bei den Menschen sehr gut ankommt. Sie erzählen viel aus ihrem Leben, was sie gerne gemacht haben, von früheren Hobbys oder der Familie.

Es ist aber immer jemand von den Mitarbeitenden bei den Gesprächen dabei, der unterstützt. Wir haben dazu Navel-Pat:innen ins Leben gerufen, die diese Gespräche begleiten. Sie sind auch im ständigen Austausch mit den Entwicklern."

EinBlick: Navel agiert auf der Basis von Künstlicher Intelligenz (KI). Gesellschaftlich wird immer wieder Ethik im Zusammenhang mit KI diskutiert. Hat sich das Institut bzw. die Evangelische Heimstiftung auch mit ethischen Aspekten im Zusammenhang mit diesem Projekt befasst?

Frau Dr. Schoch: "Ethik war für uns von Anfang an ein wichtiges Thema.

„Gerade als diakonisches Unternehmen war es uns wichtig, uns in Zusammenhang mit KI mit ethischen Fragen auseinanderzusetzen.“

Wir haben unsere begleitende Studie von einer unabhängigen Ethikkommission der Evangelischen Hochschule Nürnberg prüfen lassen und dafür ein positives Ethikvotum bekommen.

Es gibt außerdem eine Stellungnahme vom Deutschen Ethikrat, mit der wir uns sehr intensiv beschäftigt haben. Generell hat die Heimstiftung im Rahmen der Unternehmensstrategie vor einigen Jahren ethische Leitsätze zur Digitalisierung entwickelt. Dieses Thema haben wir im Zusammenhang mit sozialer Robotik noch einmal spezifiziert.

Abschließend haben wir einen Projektbeirat ins Leben gerufen, der uns begleitet. Dieser setzt sich aus verschiedenen Wissenschaftler:innen, aber auch Menschen aus Politik, Sozialministerium und Krankenkassen zusammen, die sich mit Robotik beschäftigen. Hier diskutieren wir immer wieder ethische Aspekte im Projektverlauf. Das ist sehr wichtig, um das Thema kontinuierlich im Blick zu haben."

EinBlick: Das Pilotprojekt Navel läuft sechs Monate. Können Sie uns erzählen, was im weiteren Verlauf geplant ist oder was nach dem Pilotprojekt passieren wird? 

Frau Dr. Schoch: "Wir sind gerade mit unserer Begleitforschung beschäftigt. Diese geht noch bis Juni 2024. In dieser Zeit werden Emma und der weitere Roboter Oskar weiterentwickelt. Es gibt auch immer wieder Wünsche, die von Seiten der Mitarbeitenden, aber auch von Bewohner:innen geäußert werden. Diese Wünsche nehmen die Entwickler auf. Für uns als Heimstiftung wird sich nach dieser Pilotphase die Frage stellen „Wie fällt unser Fazit aus?“ 

Wir haben diese beiden Roboter gekauft, das heißt, sie bleiben auch bei uns in der Heimstiftung. Außerdem muss eine Entscheidung getroffen werden, ob man weitere Roboter kauft."

Einblick: Wenn Sie einen Ausblick wagen möchten, wie könnte der Einsatz von Technologie in der Pflege zukünftig aussehen? 

Frau Dr. Schoch: "Der Einsatz von Technologien wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wir haben in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung von KI erlebt. Wir haben Ortungssysteme für Menschen mit Demenzerkrankungen, die auf diese Weise die Möglichkeit haben, mobil zu sein und uns gleichzeitig eine Sicherheit geben. Es gibt schon vereinzelt sprachgestützte Dokumentationssysteme, die Zeit sparen und Pflegekräfte unterstützen und entlasten. 

Wir haben im Bereich der Servicerobotik beispielsweise die Transportunterstützung und das Exoskelett, die bei Hebetätigkeiten und Mobilisation unterstützen können. Das kann dazu beitragen, dass Pflegekräfte länger im Beruf bleiben können, da sie körperlich nicht so stark beeinträchtigt werden. 

Ich glaube, dass Technik auch in der eigenen Häuslichkeit zunehmen wird. Wir wissen, dass Menschen am liebsten zu Hause alt werden möchten. Auch hier denke ich, dass die Technik ein sehr großes Potenzial hat, ältere Menschen möglichst lange selbstständig leben zu lassen."

„Ich sehe zukünftig ein großes Potenzial in der technologischen Entwicklung, das sich auch in die Fläche weiterverbreiten wird.“

Das gesamte Video mit Frau Dr. Schoch finden Sie hier:

Als werteorientierter Finanzpartner mit christlichen Wurzeln gestaltet die Evangelische Bank mit ihren Kund:innen in Kirche, Gesundheits- und Sozialwirtschaft eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft. Es gibt zahlreiche beeindruckende, außergewöhnliche und berührende Beispiele, wie ihre Arbeit unsere Welt verbessern. Eines davon ist das Zusammenleben von Hedi, einer Bewohnerin bei der Ev. Heimstiftung, mit dem sozialen Roboter Emma. Erfahren Sie mehr: www.eb.de/hedi

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