EB-Nachhaltigkeitspreis: Für eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft
Dieses Jahr verleiht die Evangelische Bank zum sechsten Mal den Nachhaltigkeitspreis, diesmal unter dem Motto „Für eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft“. Während Nachhaltigkeit in aller Munde ist und eine Google Suche danach über 361 Millionen Ergebnisse erzielt, ist ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit und ihrem Nutzen nicht immer selbstverständlich.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Nachhaltigkeit?
Der Begriff Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und beschreibt das Prinzip, nur so viele Bäume zu fällen, wie nachwachsen können, um den Wald und seinen Wert auch in Zukunft zu erhalten. Das Prinzip stellt also sicher, dass ein regeneratives, natürliches System in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt.
Übertragen auf die Gesellschaft bedeutet nachhaltiges Handeln die Übernahme von Verantwortung der heute lebenden Menschen gegenüber den künftigen Generationen. Dies wurde bereits als Grundregel 1987 im Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission), festgehalten. Diese ist heute auch die bekannteste Definition von Nachhaltigkeit:
Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bezieht sich also nicht nur, wie oft angenommen, auf unsere Verantwortung gegenüber dem Planeten, sondern beinhaltet drei Dimensionen: ökonomische Nachhaltigkeit, soziale Nachhaltigkeit, und ökologische Nachhaltigkeit. Auch die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG’s) umfassen alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit.
In der konzeptionellen Debatte um Nachhaltigkeit haben sich verschiedene Schemata herausgebildet, die das Prinzip repräsentieren und vereinfacht darstellen sollen. Eines der Bedeutsamsten ist das Drei Säulen-Model, in dem das Dach Nachhaltigkeit von den Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales getragen wird. Beim Drei-Säulen-Modell sind alle Säulen gleichgewichtet und werden benötigt, um Nachhaltigkeit in der Gesellschaft zu etablieren. Auf diese Weise kann die ökologische, ökonomische und soziale Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft sichergestellt und verbessert werden.
Ökonomische Nachhaltigkeit beschreibt nachhaltiges Wirtschaften, also die betriebswirtschaftliche Nutzung eines Systems in der Weise, dass dieses in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein wirtschaftlicher Fortbestand so gesichert ist. So steht nicht die Profitmaximierung im Vordergrund nachhaltig agierender Unternehmen, sondern auch, dass durch unternehmerisches Handeln kein Schaden für die kommenden Generationen entsteht. Zudem verfolgen nachhaltig agierende Unternehmen sozial und ökologisch nachhaltige Ziele, wie zum Beispiel die Lebensqualität der Mitarbeiter:innen zu steigern, Menschenrecht zu wahren und Umweltschutz-Projekte zu fördern.
Soziale Nachhaltigkeit rückt den Menschen und die Gesellschaft in den Mittelpunkt von Nachhaltigkeit. Unter den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der UN sind auch solche Ziele, die zur sozialen Nachhaltigkeit beitragen, wie zum Beispiel Armut, Unterernährung und Hunger besiegen, Geschlechtergleichheit, Gesundheit und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sicherstellen. Bei sozialer Nachhaltigkeit sind auch Fairness und die gerechte Verteilung von Ressourcen, wie Nahrung, Wasser, Medikamente oder finanzielle Mittel, von großer Bedeutung.
Ökologische Nachhaltigkeit fordert den Schutz der Umwelt, der natürlichen Ressourcen und dass nur so viele nicht-nachwachsende Rohstoffe der Erde entnommen werden dürfen, wie durch erneuerbare Rohstoffe ersetzt werden können. Für Unternehmen, Regierungen, sowie Individuen bedeutet dies einen bewussten Umgang mit Wasser, Energie und Rohstoffen.
Mitgestaltung einer nachhaltig lebenswerten Gesellschaft
Wie dieser Dreiklang der Nachhaltigkeit praktisch in unserer Gesellschaft umgesetzt wird, zeigen die vielen Bewerber:innen der Nachhaltigkeitspreise der Evangelischen Bank. Dieser wird alle 2 Jahre unter einem aktuellen Motto mit gesellschaftlicher Relevanz verliehen, und zeigt die Menschen hinter den nachahmenswerten Initiativen und den positiven Einfluss ihrer wertvollen Arbeit für unsere Gesellschaft. Ob innovative Betreuungskonzepte für Kita- Kinder, interkulturelle Gemeinschaftsgärten oder Stadtführungen von Menschen mit Behinderung – die Projekte tragen zu einer nachhaltig lebenswerten Gesellschaft bei und rücken die Menschen und ihre Geschichten in den Fokus.
Die Werkstattkirche der Jugendwerkstatt Gießen gGmbh
Der Erstplatzierte des EB-Nachhaltigkeitspreises 2021, die Werkstattkirche der Jugendwerkstatt Gießen gGmbH, hat seinen Sitz in einer Kirche in der strukturschwachen Gießener Nordstadt. Hier beziehen circa 25 % der Bewohner:innen Bürgergeld, es gibt einen hohen Anteil an Migrant:innen und viele Alleinerziehende. Genau dort setzt das im Jahr 2021 prämierte Projekt an: Die Teilzeit-Mitarbeiterin Bärbel Weigand und der pensionierter Pfarrer Christoph Geist arbeiten mit über hundert „Mitmach-Menschen“ an der nachhaltigen Entwicklung des Stadtteils.
Nachhaltigkeit als Prinzipienfrage
Für die Werkstattkirche ist Nachhaltigkeit auf allen Gebieten eine Prinzipienfrage. Ein Projekt für ökologische Nachhaltigkeit ist zum Beispiel das Repair Cafe der Werkstattkirche, in dem von Ehrenamtlichen, hier genannt „Mitmach-Menschen“, kostenlos Geräte und Gegenstände von Menschen mit geringem Einkommen repariert werden. Es werden Ressourcen geschont und der Wegwerf-Mentalität etwas entgegengesetzt. Einige Lebensmittel für das gemeinsame Mittagessen werden in einem Hochbeet selbst angebaut und die Kooperation mit der Tafel zur Verwertung und Verteilung abgeschriebener Lebensmittel ermöglicht allen ein nahrhaftes und gesundes Mittagessen. Nistkästen, Insektenhotels und die Begrünung des Geländes unterstützen die Artenvielfalt und schaffen eine naturnahe Umgebung.
Zusätzlich bietet das Projekt viel Raum für Gemeinschaft und soziale Teilhabe. Denn die Werkstattkirche ist nicht nur Reparaturwerkstatt, sondern nach Bedarf auch Musik-, Tanz-, Lern- und Spielwerkstatt. Die Gespräche, die sich beim gemeinsamen Reparieren eines Staubsaugers entwickeln, ermöglichen es, Wissen zu teilen. Gemeinsame Mittagessen oder Veranstaltungen bieten Gelegenheit für Austausch und bekämpfen Einsamkeit. Dazu passt auch das Motto des Projektes: „Weil Menschen Menschen brauchen.“ Christoph Geist erläutert, dass es in der Werkstattkirche auch um nachhaltige Bekämpfung von Armut geht: „Armut kann man nicht einfach so hinnehmen weder finanzieller Art noch kulturelle soziale, psychische oder gesundheitliche Armut.“ Er betont: „Wir zeigen Menschen, was sie können und was sie zum Leben anderer beitragen.“ So werden die Besucher:innen der Werkstattkirche in Gießen bei alltäglichen Problemen des Lebens unterstützt und ökologische und soziale Nachhaltigkeit miteinander verbunden.
Mehrwert für die Gesellschaft
Projekte wie die Werkstattkirche zeigen, wie „Mitmach-Menschen“ im Dreiklang der Nachhaltigkeit Mehrwerte für unsere Gesellschaft schaffen und durch ihren Dienst am Menschen für gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgen. Gleichzeitig verdeutlichen sie auch die gemeinsame Verantwortung aller Akteur:innen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft – und jedes einzelnen Menschen ein „Mitmach-Mensch“ zu werden und unsere Gesellschaft nachhaltig lebenswert zu gestalten.
Heute, zwei Jahre nach der Preisverleihung, erzählen Bärbel Weigand und Christoph Geist von den immer noch andauernden Auswirkungen ihrer Teilnahme am EB-Nachhaltigkeitspreis: „Mithilfe des Preisgeldes konnten wir die Lücken im Etat ausgleichen und das Überleben des Projektes dauerhaft sicherstellen. Außerdem haben wir aufgrund unserer positiven Erfahrungen und unseres gestärkten Selbstbewusstseins verstärkt Kooperationen mit anderen Initiativen und Organisationen gesucht, die auch an einer nachhaltigeren Gesellschaft mitarbeiten“, erklärt Christoph Geist.
Rückblickend erläutert Bärbel Weigand, Mitarbeiterin bei der Werkstattkirche: „Nachhaltigkeit war von Anfang an in unserem Projekt angelegt, doch das war uns nicht immer bewusst. Die Bewerbung um den Nachhaltigkeitspreis der Evangelischen Bank hat uns motiviert, unsere Arbeit nicht nur weiter an den Dimensionen der Nachhaltigkeit auszurichten, sondern diese noch stärker als Zielsetzung in den Vordergrund zu stellen. Uns unseres Engagements in sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit bewusst zu werden und die gesamte Arbeit der Werkstattkirche danach auszurichten, ist ein nicht zu unterschätzendes Ergebnis unserer Bewerbung für den Nachhaltigkeitspreis der Evangelischen Bank.”
Der EB-Nachhaltigkeitspreis
Der Nachhaltigkeitspreis der Evangelischen Bank zeichnet dieses Jahr zum sechsten Mal innovative Projekte mit sozialen und ökologisch nachhaltigen Zielsetzungen aus, die nach dem Motto des Preises „Für eine nachhaltig lebenswerte Gesellschaft“, Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaft übernehmen.
Unsere Kund:innen und Interessierte sind herzlich eingeladen, uns ihre Geschichte zu erzählen, wie sie zu einer nachhaltig lebenswerten Gesellschaft beitragen. Wie nehmen die Bewerber:innen ihre Schöpfungsverantwortung wahr? Wer profitiert von ihrem Engagement? Für wen wird durch ihr Projekt die Welt nachhaltig lebenswerter?
Eine Bewerbung für den EB-Nachhaltigkeitspreis 2023 ermöglicht es den Projekten, sich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Neben einer Chance auf ein Preisgeld von insgesamt 20.000 Euro erstellen wir außerdem von allen drei Siegerprojekten je einen Imagefilm.
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