Nicolai, erzähl uns bitte kurz etwas zu deinem Werdegang. Wusstest du schon immer, dass du mal Pfarrer werden möchtest?
Mein Name ist Nicolai Opifanti, ich bin 35 Jahre und verheiratet. Und Nein, Pfarrer wollte ich nicht schon mein Leben lang werden, ich komme auch nicht aus einer Pfarrer-Dynastie. Das ergab sich eigentlich erst im Alter von 20 Jahren nach dem Abitur aus einer kleinen Sinnkrise. Und da hatte ich das Glück, dass jemand in meinem Umfeld das Christentum sehr authentisch vorgelebt hat. Ich habe das dann getestet, ob das für mich Sinn ergibt und ich bin relativ naiv da ran gegangen, dachte mir: Wenn du das jetzt annimmst mit dem christlichen Glauben, dann gibt es danach auch nur eine Möglichkeit: Du musst Pfarrer werden und das zum Beruf machen! Viele meiner Kommilitonen an der Uni kamen aus christlichen Familien oder eben Pfarrer-Familien kamen. Und somit war ich dann eher der Exot und bin es wahrscheinlich heute noch.
Wie bist du darauf gekommen, dich mit deinem Format als sogenannter Sinnfluencer zu platzieren?
Das war aus einer Erfahrung heraus aus dem Freundeskreis. Ich habe meinem Freundeskreis erzählt, dass mir das mit dem christlichen Glauben so wichtig geworden ist. Die sind zwar selten oder gar nicht in die Kirche gegangen, haben sich aber sehr für meinen Beruf interessiert. Das fand ich spannend, weil ich mir dachte: Ihr geht doch gar nicht in die Kirche, wieso interessiert euch das dann so?
Wahrscheinlich, weil es gar nicht so der typische Beruf ist, den man als junger Mensch ergreift. Und dann habe ich versucht, meine Freunde wie in einer Art Tagebuch über Instagram mitzunehmen in meinen Alltag als Pfarrer. Das hat erstaunlich viel Resonanz ausgelöst! Zunächst nur im Freundeskreis und dann kam ein kleinerer Regionalsender aus Stuttgart auf die Idee, eine Reportage über mich zu drehen und damit wurde das Thema schließlich größer. Aber eigentlich war die Ursprungsidee, erstmal nur meine Freunde über meinen Alltag als Pfarrer zu informieren. Der Channel war von Anfang an öffentlich, anfangs mit ungefähr 300 Followern und seitdem steigt es stetig.
Gab es Gegenwind aus deiner Gemeinde oder wurde dein Vorhaben von Anfang an unterstützt?
Das Feedback der Gemeinde hat sich ziemlich geändert durch Corona. Als ich damit angefangen habe, und ich war ja nicht der einzige, der das gemacht hat, wurden wir ein bisschen belächelt. Das waren damals vielleicht 10-15 Leute in Deutschland, die als Sinnfluencer über Instagram aktiv waren. Eher unter dem Radar, meine Chefs haben das gar nicht richtig wahrgenommen. Dazu kam, dass ich das Ganze ehrenamtlich, neben der normalen Arbeit gemacht habe. Dann kam Corona, und es zeigte sich, dass wir Alternativen zum analogen Gottesdienst schaffen mussten. Auf einmal waren wir Sinnfluencer diejenigen, die zeigen konnten, wie man das kirchliche Leben auch digital am Leben erhalten kann. Das hat bis jetzt einiges verändert, weil die Aufmerksamkeit zugenommen hat, die wir erfahren.