Wie auch Pflegekräfte durch den Einsatz von modernen Technologien befähigt werden, sich ihren Patient:innen noch besser zuwenden zu können, weiß Pia kleine Stüve, Referatsleiterin Assistenzsysteme und Digitalisierung bei der Evangelischen Heimstiftung.
„Insbesondere in der stationären Pflege sind die Einsatzmöglichkeiten von Assistenzsystemen vielfältig“, berichtet kleine Stüve. Genutzt würden beispielsweise Sensoren zur Überwachung der Bewegung von Patient:innen in der Nacht, außerdem könnten das Schlafverhalten getrackt, Gesundheitsdaten ausgewertet oder die Feuchtigkeit in der Inkontinenzwindel gemessen werden. „So sind wir in der Lage, Rückschlüsse auf das Wohlbefinden unserer Patient:innen zu ziehen und ihnen eine optimale pflegerische Leistung anzubieten“, so kleine Stüve.
Allerdings: „Die Interaktion von Technologie und Mensch erfordert ein Umlernen“, sagt die Digitalisierungsexpertin. Denn Pflegekräfte müssten nun eine Antwort darauf finden, wie sie die neuen Technologien in ihren Arbeitsalltag integrieren und so die Vorteile in der Pflege erkennen. Außerdem müsse man Pflegekräften die Angst vor Technologie nehmen: Ein jüngst gestarteter Test mit einem sozialen Roboter namens Oskar in einer der Einrichtungen der Evangelischen Heimstiftung habe allen Beteiligten klar vor Augen geführt, dass solche Technologien Pflegekräfte nicht ersetzen, sondern unterstützen.
Kleine Stüve plädiert dafür, gerade junge Menschen aktiv in die Diskussion über das Verhältnis von Technologie und Zuwendung einzubeziehen. „Viele Menschen entscheiden sich für eine berufliche Laufbahn in der Pflege, weil ihnen Menschlichkeit, Liebe und Zuwendung wichtige Werte sind“, sagt sie. Die Resignation komme dann im Berufsalltag, der oft von Zeitdruck und Dokumentationsaufwand geprägt sei. „Technologie kann Freiräume für mehr Zuwendung und Nähe im Pflegeberuf schaffen und so die Attraktivität des Berufs wieder steigern“, ist kleine Stüve überzeugt.