Nachhaltiges Wirtschaften trotz hoher Kosten, knapper Kassen und globaler Krisen

In einer Welt, die von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wie hohen Kosten, begrenzte Ressourcen und Krisen geprägt ist, gewinnt nachhaltiges Wirtschaften zunehmend an Bedeutung. Wie dies gelingen kann, beschrieb Prof. Dr. Christian Berg, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome e.V., in seiner Keynote auf dem LebensWert-Treff 2024 der Evangelischen Bank.
Es ist noch gar nicht so lange her, da bestimmten hauptsächlich physische Vermögen wie etwa Produktionsanlagen den Wert eines Unternehmens. Heute hingegen rücken vermehrt immaterielle Werte in den Fokus. Dazu gehört insbesondere, wie nachhaltig ein Unternehmen wirtschaftet.
Was aber bedeutet nachhaltiges Wirtschaften? – Ein Blick auf die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit ihren 169 Unterzielen zeigt, dass diese Frage ganzheitlich betrachtet werden muss: Unternehmen müssen längst nicht mehr nur ökonomisch erfolgreich sein, sondern werden immer öfter auch danach gemessen, wie beispielsweise ihre ökologische Gewinn- und Verlustrechnung oder ihre Gemeinwohlbilanz ausfällt.
Veränderungsdruck von allen Seiten
„Viele Unternehmen spüren diesen Veränderungsdruck mittlerweile von allen Seiten“, erklärte Prof. Christian Berg: „Von den Mitarbeitenden, die eine sinnstiftende Arbeit wünschen, von Kund:innen, die nachhaltige Produkte erwarten, und zunehmend auch von Umweltaktivist:innen, die für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen.“ Hinzu kämen regulatorische Anforderungen wie die europäische Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD und auch die Rechtsprechung habe sich zum Teil deutlich für Nachhaltigkeit ausgesprochen (vgl. Urteil des BVerfG vom März 2021).
„Für Sozialunternehmen ergeben sich Chancen, denn sie arbeiten in ihrem Kerngeschäft fürs Gemeinwohl und können sich daher in einem Umfeld gestiegener Nachhaltigkeitsanforderungen sehr authentisch positionieren.“
In weiten Teilen der Wirtschaft ist dieser Paradigmenwechsel bereits deutlich erkennbar: Nachhaltigkeit ist zum Zielbild von Unternehmen und das Nachhaltigkeitsmanagement zu einem integralen Bestandteil von unternehmerischem Handeln geworden. „Für Sozialunternehmen ergeben sich daraus auch Chancen", betonte Berg. „Denn sie arbeiten in ihrem Kerngeschäft fürs Gemeinwohl und können sich daher in einem Umfeld gestiegener Nachhaltigkeitsanforderungen sehr authentisch positionieren."
Nachhaltigkeit als Innovationstreiber
Wann aber gelingt nachhaltiges Wirtschaften? – Der Impulsgeber des EB-LebensWert-Treffs sieht es so: „Nachhaltigkeit kann nur erfolgreich sein, wenn sie als Innovationstreiberin verstanden wird, Markttrends aufnimmt und Bedarfe berücksichtigt.“ Beispielhaft hierfür stehe die aktuelle Situation am Energiemarkt, die bei steigenden Strom- und Heizkosten die Photovoltaik binnen kurzer Zeit zu einer echten Alternative zu Kohle und Gas gemacht habe. „Die Sozial- und Gesundheitswirtschaft kann diesen Trend für sich nutzen, denn dank ihrer Immobilien und Grundstücke hat sie ein riesiges Potenzial für Photovoltaik-Anlagen“, so Berg.
Schaffung von betriebswirtschaftlichen Anreizen
Neben der Berücksichtigung von Markterfordernissen bedarf es auch betriebswirtschaftlicher Anreize. „Heute ist das volkswirtschaftlich und ökologisch Sinnvolle für Unternehmen der Sozialwirtschaft betriebswirtschaftlich leider oft nicht realisierbar, weil Investitionen in mehr Nachhaltigkeit zumeist nicht ausreichend refinanziert werden“, kritisierte der promovierte Theologe und Ingenieurwissenschaftler.
„Heute ist das volkswirtschaftlich und ökologisch Sinnvolle für Unternehmen der Sozialwirtschaft betriebswirtschaftlich leider oft nicht realisierbar, weil Investitionen in mehr Nachhaltigkeit zumeist nicht ausreichend refinanziert werden.“
Er forderte vor diesem Hintergrund, das gesamtgesellschaftliche Ziel der nachhaltigen Transformation im Sozialrecht zu verankern und die Refinanzierungsmechanismen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft zu ändern. „Nur wenn Nachhaltigkeit für Sozialunternehmen wirtschaftlich attraktiv wird, werden sie bereit und in der Lage sein, bauliche Maßnahmen wie die Installation von Photovoltaik-Anlagen, energetische Sanierungen oder den Einbau von Wärmepumpen zu stemmen“, sagte Berg. „Gerade Sozialunternehmen mit vielen und unterschiedlich sanierungsbedürftigen Immobilien können von diesem Ansatz profitieren.“
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