„Wir werden etwa 500.000 Pflegekräfte verlieren“
Die Anforderungen an das Personal in Pflegeeinrichtungen werden vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung weiter steigen. Davon ist Prof. Dr. h.c. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), überzeugt. Beim LebensWert-Treff der Evangelischen Bank betonte sie die dringende Notwendigkeit, verstärkt Fachkräfte für soziale Berufe zu gewinnen.
Ihre zentrale Botschaft richtete Prof. Bienstein an die Verantwortlichen in der Politik, aber auch an die Gesellschaft als Ganzes: „Wir wissen, dass wir in den nächsten Jahren in Deutschland etwa 500.000 Pflegekräfte verlieren werden“, erklärte sie. Bereits diese Zahl verdeutliche den enormen Personalbedarf, der im Pflegesektor aufgrund der demografischen Entwicklung entstehe. „Das können wir allein durch Ausbildung nicht wieder wett machen“, sagte Bienstein. „Vielmehr benötigen wir langfristige Lösungen und Strategien, um die pflegerische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.“
Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte
Nach Ansicht der Pflegeverbandspräsidentin ist die demografische Entwicklung allerdings nicht nur mit quantitativen, sondern auch mit qualitativen Herausforderungen für die Pflegebranche verbunden. Beispielsweise werde es künftig mehr komplexere Pflegesituationen geben, weil immer mehr Menschen im hohen Alter mit diversen Krankheitsbildern stationär versorgt werden müssten. Dies erfordere auch eine Anpassung und Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte sowie eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Ausbildung in diesem essenziellen Berufsfeld. „Die Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheitssystems hängt maßgeblich von einem motivierten und gut ausgebildeten Pflegepersonal ab“, so Bienstein.
„Wir benötigen langfristige Lösungen und Strategien, um die pflegerische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.“
In einem Ausblick sprach die Präsidentin des DBfK von einigen Ansätzen, wie die Pflegebranche auf veränderte Anforderungen reagieren kann und dies aktuell schon macht. Dazu zählten die Ausbildung zur Pflegeassistenz, die auf den Weg gebracht werden soll, veränderte Rollenmodelle sowie die Qualifizierung von Pflegekräften für unterschiedliche Patientengruppen und Versorgungsbereiche. Bienstein betonte die Bedeutung neuer Versorgungsmodelle – etwa den Ausbau von Primärversorgungszentren insbesondere auch im ländlichen Raum, um eine umfassende und zeitnahe Unterstützung und Versorgung von pflegebedürftigen Menschen sicherzustellen. Die Referentin des LebensWert-Treffs ließ keinen Zweifel daran, dass eine „entschlossene Aktion“ erforderlich ist, um die Zukunft der Pflegeberufe und des Gesundheitssystems nachhaltig zu gestalten.
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